Gebrannte Kinder – mein Debüt als Psychothrillerautor

Cover.GebrannteKinder002 19. Dezember 2014, Herzrasen pur

Es war der Tag, meines Debüts als Autorin eines Psychothrillers. Mein Buch war sichtbar und auf Amazon gelistet. Endlich mal keine Auftragsarbeit wie im vorherigen Leben als Werbetexterin, Journalistin, Ghostwriter für Texte, Broschüren und Ratgeber.

Das Schreiben eines Buches war etwas völlig Neues für mich gewesen. Tiefergehend, aufregender, ungeahnt intensiv und zuweilen eine echte Berg- und Talfahrt zwischen Zweifeln und Brennen für meine Geschichte, die sich zunehmend verselbständigt hatte und ungeahnte Wendungen nahm. Sogar der Beginn von ‚Gebrannte Kinder‘ war eine Wendung – in meinem Leben.

Zu viele Ideen, zu wenig Mut

Ich hatte mindestens fünf verschiedene Thrillerideen entwickelt, unzählige Figuren und ihre Vita zusammengedichtet, und war unschlüssig welche ich fortführen sollte. Typisch Werbetexterin halt, die es gewohnt war, mindestens drei Vorschläge zu entwickeln, um den Kunden entscheiden zu lassen, was ihm am besten gefiel. Nur gab es keinen Kunden. Es gab nur mich und ein Zuviel an Stoff und Ideen. Was ganz nebenbei bis heute mein Problem ist, ich sprudele zu heftig und muss die Kunst des Aussortierens immer wieder verfeinern. Damals las ich wieder und wieder alle angerissenen Stories und verlor zusehends meine Zuversicht. Fesselnd fand ich nur die Einstiegskapitel zu meinem geplanten Psychothriller Gebrannte Kinder. Aber ließ sich daraus ein ganzer Roman entwickeln? Ungefähr zwanzig Seiten hatte ich bereits verfasst und korrigierte einige Formulierungen, als das Telefon klingelte. Hastig wollte ich die Datei schließen, als könne der Anrufer mir über die Schulter sehen. Nein, soweit war ich noch lange nicht. Selbst meine Freundin Angelika, deren Name auf dem Display stand, wollte ich mit diesen Schreibversuchen nicht schocken. Bis heute weiß ich nicht, warum ich mich umentschieden habe und zum ersten Mal in meinem Leben so etwas wie eine Lesung veranstaltete.

Schon bei den letzten Zeilen bedauerte ich es. Schweigen am anderen Ende, Ärger bei mir. Hatte ich mich nach Strich und Faden blamiert? Was jetzt? „Bist du noch dran“, fragte ich und musterte mein Handy, dass ich manchmal zu fest ans Ohr drücke und damit den anderen wegbeame.

Ein „puh“, Stille. Nichts.

„Taugt nichts, oder?“, fragte ich kleinlaut. „He, vergiss es, war nur eine Art Schreibprobe“, versuchte ich mich aus der selbstgezogenen Schlinge zu retten. „Ja, du hast recht, das will kein Mensch lesen.“

„Bist du wahnsinnig, … ich bin einfach baff“, stoppte mich Angelika.

„Wie meinst du das, so schlecht?“

„Im Gegenteil, das musst du schreiben. Ich will diese Geschichte lesen, will wissen, wie es weitergeht, und wenn ich dich dafür am Schreibtisch festbinden muss.“

tausendfragenIch hielt die Luft an. Glauben, dass meine Leseprobe was taugte, konnte ich noch nicht. Erst als auch meine Freundin Chrissie, eine leidenschaftliche wie kundige Psychothrillerleserin, positiv reagiert hatte, überlegte ich, wie es weitergehen könne, brütete Ideen aus, verwarf sie und erkannte, dass Fantasie und Recherche allein nicht genügen. Man muss auch ein guter Planer sein, der alle Fäden in der Hand behält. Ich machte mich schlau, las nach, wie es erfahrene Schriftsteller mit dem plotten halten. Und es dauerte, bis ich mir zutraute ausgerechnet aus dem schwierigen Thema, das mein Unterbewusstsein beschäftigt, gerührt und aufgeregt hatte, eine Story zu entwickeln, die auch den wahren gebrannten Kindern gerecht wird. Mehr als einmal zweifelte ich an mir selbst, recherchierte tiefergehend, zweifelte noch mehr, bis ich endlich nach guten hundert Seiten ‚drin‘ war. Nach etwa 500 Seiten traute ich mich ein zweites Mal meinen Testleserinnen das Ergebnis zu präsentieren. Aber ich war noch nicht am Ende meiner Story, die im ersten Entwurf zu viele Längen hatte und zu früh, zu viel verriet.

Im Rollstuhl zum Schreibmarathon

2013-08-07 09.24.20Ich hatte Glück im Unglück, stürzte übel, hatte eine Knie-OP und saß über sieben Wochen lang im Rollstuhl (wenn Mieze Shanti ihn nicht besetzte). Statt zu hadern, weil draußen der Sommer vorbeizog, startete ich einen Schreibmarathon, in dem sich die Geschichte rund um die Jungen, um Journalistin Toni und Kommissarin Kante fast von selbst weiterschrieb. Erzwungene Langsamkeit kann einem allzu langen Buch gut tun, stellte ich erfreut fest und tätschelte mein gekühltes Knie. Da hatte ich im Rollstuhl sitzend laufen gelernt. Als Autorin. Es war unheimlich lehrreich. Und aufregend.

Aufregend ist es immer noch, auch wenn ich bereits am nächsten Psychothriller arbeite. Das ist, wovon ich als Werbetexterin nur träumen durfte. Endlich richtige Geschichten erzählen, mit meinen Figuren schwanger gehen, erleben, wie sie sich selbstständig machen. Krücken und Rollstuhl brauche ich nicht mehr. Nicht mal einen festen Platz zum Schreiben besetze ich. Meine Thrillerwerkstatt ist überall. Meistens da, wo meine Figuren gerade mit dem Leben und zuweilen ums Überleben kämpfen, in meinem Kopfkino. Ganz real jogge ich vielleicht oder gehe mit den Hunden der Nachbarn Gassi und notiere mir unterwegs Ideenschnipsel oder Dialoge im Handy, sende sie an den Rechner zuhause und kopiere sie ins Schreibprogramm.

Auch die Schlüsselszenen in der verfallenden Scheune entstanden irgendwo da draußen in meinem Kopfkino. Richtig, das Bild im derzeitigen Header:-).

Willkommen in meiner virtuellen Thrillerwerkstatt, deren Internet-Seite erneut mithilfe meiner Buchengel entstanden ist. Ein ganz besonderes Danke auch an Ines, der besten aller Lektorinnen, die den ‚Bau‘ angeregt hat, und stets weiß, wie man eine hippelige Autorin dazu bringt, dranzubleiben und sich nicht zu verzetteln. Auch ohne Rollstuhl. Danke Mädels, wenn ich euch nicht hätte. Könnte ich Flügel verschenken, bekämt ihr sie in Gold, Silber und Platin.

Inca

PS.: Hier geht es zu meinem Debüt-Psychothriller Gebrannte Kinder mit neuesten Leserstimmen und mehr. Klick hier