Von 800 auf 500 Seiten in drei Monaten

Taschenbuch1.FullSizeRenderRomane unter 400 Seiten fielen bei mir schon immer leicht aus dem ‚Haben-wollen-Raster.“ Ich liebe es, länger in Geschichten zu verweilen, was bei einer Schnell-Leserin schon eine Herausforderung ist. Erstes Umdenken brachten E-Books, die aber auch mindestens 300 Seiten haben sollten, um mich zu reizen. Die Ernüchterung kam, als ich zum ersten Mal mit meinen stolzen über 800 Seiten auf wirtschaftliches Denken traf. „So ein Schinken ist unverkäuflich“ kanzelte mich die erste Agentin ab, der ich per Telefon stolz mein Werk ankündigen wollte.

Das saß ich nun, und strich die sorgfältig ausgewählte mögliche Partnerin von meiner Liste. Im Kopf ein Grummeln und die stille Frage: „Hätte sie das nicht wenigstens nett sagen können, he, ich habe vom Buchgeschäft keine Ahnung, bin nur eine Autorin.“

Was meine Naivität nicht entschuldigt, wie ich heute um einiges klüger, weiß. Damals ging ich allerdings auch nach kurzem Frust in mich und vor allem noch mal in die Tiefen meines Manuskripts und bin dankbar für die erste Abfuhr, die meinen viel zu frühen Höhenflug angesichts einer endlich fertig geschriebenen Geschichte, jäh beendet hatte. Gut so. Danke dafür.

Was tun? Kürzen?

In einem anderen Artikel steht es nachlesbar – ich habe gekürzt, mehrfach gestrafft und gelernt, dass der erste Text genau das braucht, wieder und wieder. Mit Abstand, und mit mehr Geduld, als ich von Haus aus besitze. In der Endrunde half mir meine Lektorin auf den berühmten Punkt zu kommen, Ballast zu streichen, auch wenn ich noch so sehr an den kleinen Ausflügen, die rechts und links von dem eigentlichen Handlungsstrang lauerten, hing. Ballast ist, was nicht zwingend zur Geschichte gehört. Auch wenn ich noch so sehr an einer Szene oder einem Kapitel geschliffen habe, bis es glänzte – in meinen Augen. Im Buch ist das schlicht Blendwerk. Ballast ist auch, was zu früh, zu viel erzählt. Ebenso wie mein Vorgeplänkel in jedem Kapitel. Ich habe es nur gebraucht, um locker zu werden, der Leser braucht es wirklich nicht. Also, raus damit. Ich strich, kürzte, warf raus, was irgendwie den Lesefluss stoppte. Zum Schluss zu viel, so viel, dass ich am Ende wieder einiges einfügte, um nicht allzu hastig durch die Story zu hetzen – wobei eine ganz neue Falle sich aufstellte.

Je öfter ich selbst an meinen Texten feile, desto eher übersehe ich Fehler. Sei es ein Name, der zu früh fällt oder eine Auflösung, die nicht mehr logisch nachvollziehbar ist. Frische Testleser sind jetzt ganz wichtig, denn frühere Lese-Engel, die das Manuskript in einer früheren Phase gelesen haben, vervollständigen im Kopf, was vorher an Füll- und Erklärungsstoff enthalten war. Nur unbedarfte neue Testleser sehen noch klar.

Für die Gebrannten Kinder hatte ich viele tolle und hilfreiche Betaleserinnen, die zu unterschiedlichen Zeiten den Psychothriller gelesen haben. Zu lang fand es keine von ihnen, etwas zu hastig im Einstieg die Letzte. Vielen Dank für eure unverzichtbare Hilfe, für euren klaren Blick und eure unverhüllte Meinung, die für mich ein Chrashkurs ohnegleichen war. Eine professionelle Lektorin ersetzen diese tollen Buchengel dennoch nicht und ich bin froh dass ich sie habe. Gebrannte Kinder sind ein Teamwork, für das ich mich immer wieder gerne bedanke.

Schreiben ist das eine, Überarbeiten eine ganz andere Geschichte

Beim Überarbeiten kommt – zumindest bei meiner Arbeitsweise – eine weitaus bessere Geschichte zustande. Ob es mir gelungen ist? Das entscheidet ihr Leser. Indem ihr Gebrannte Kinder und die Nachfolger aus meiner Thrillerwerkstatt kauft und gerne dazu eure Meinung in Form einer Rezension veröffentlicht.

Wie wichtig Rezis für Indie Autoren sind, wissen viele nicht

Glaubt mir, sie sind existentiell, im Guten, wie im schlechteren Sinne. Zu letzterem machen sich viele Leser keine Gedanken, sie wissen nicht, dass eine 1Sterne Rezi die nicht nur ich, sondern auch viele Kollegen oft aus Gründen bekommen, die nichts mit dem Buch selbst zu tun haben, auch schaden. Manchmal werden Lieferschwierigkeiten oder andere Mängel, so bewertet. Leider. Ist zwar laut Amazonstatuten ebensowenig zulässig wie das Spoilern, also das Verraten von Inhalten, aber es passiert.

Inwieweit diese Rezis immer zuverlässig sind, könnt ihr selbst leicht zwischen den Zeilen lesen. Es gibt sachlich fundierte Meinungen, es gibt Kommentare die nur den eigenen Leseeindruck spiegeln und der kann durchaus stark variieren. Was dem einen besonder gut gefällt, kann für einen anderen Leser unwichtig oder gar störend sein. Deshalb ist es gut und wertvoll, wenn möglichst viele von euch auch ihren subjektiven Lese-Eindruck aufschreiben. Am wertvollsten sind Rezis, die begründen, warum euch dieses oder jenes gut, anders weniger gefallen hat.

Auch für mich, als Anleitung zum besser werden. Ich bedanke mich ganz herzlich für jede einzelne Lesermeinung. Beam zu Gebrannte Kinder, KLICK

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