Der nächste Amato kommt …

Kaum ist der Nymphenjäger geschlüpft, tauchen auch schon die Fragen nach dem Nächsten auf. Dem nächsten Amato.

Das freut mich immens, aber bringt mich auch ins Stolpern. Denn erst einmal muss der Neue laufen lernen und zumindest das wieder einspielen, was ich investiert habe. Etliche Monate Schreibzeit, Lektorat, Korrektorat, Recherchen, viele Nächste und Wochenenden. Die Stunden zähle ich nie, auch nicht die Momente, in denen ich zweifle und das Gefühl habe, auf der Stelle zu laufen. Ich liebe es so abgetaucht in meinen Amatos zu stecken.

Und warum arbeite ich dann nicht schon stramm am Nächsten? Eine Frage, die ich mir momentan ganz ernsthaft stellen muss. Weil Schreiben für mich auch Überleben bedeutet und die Amatos sind aufwändig, und sie kratzen auch an mir tief. Emotional. Kräftemäßig. Ich geh dahin, wo es auch mir manchmal entsetzlich wehtuit auf der Schreibreise. Aber nur so kann ich euch auch den Stoff bescheren, den die Amatos versprechen. Tiefgründelnd, mit Themen, die oft in der Gesellschaft als Tabu behandelt und vertuscht werden. Oder wie im Fall der Nymphenjäger als gesellschaftlich anerkannte Tradition.

Ja, Jagen ist für viele eine Event, ein Anlass sich zu treffen, seine Muckies spielen zu lassen und auch den Helden rauszukehren. Mit Wald- und Wildpflege hat es nichts zu tun, wenn Jäger zusammenströmen und das Wild durch die Wälder hetzen, es oft angeschossen elend verenden lassen. In Kauf nehmen, dass sie leiden, dass ihre Bestände so dezimiert werden, dass sie sich auf eine ungesunde Art vermehren, wie es ihrer Natur entspricht.

Ich habe beim Schreiben nie so gezweifelt wie bei diesem Band der Reihe. Wie weit darf ich den Zeigefinger heben? Wie ehrlich auf Missstände, auf tatsächliche Jagdfrefel hinweisen, illegale Jagdpraktiken aufdecken?

Am Ende habe ich es in Tonis Zuständigkeitsbereich verlagert und die Redaktionskollegen als Bremsen und Regulator agieren lassen, wo es nötig schien. Darüberhinaus habe ich das Thema überhöht, es in Thrillermanier ausarten lassen und eine kleine teufliche Gruppe agieren lassen, die all das vollzieht, was in der Gehirnstruktur von Menschen manifestiert wird, die Lebewesen zum Spaß, zum Lustgewinn oder anderen niederen Motiven jagen, erlegen, zerstückeln und in Serie morden.

Bei meinen Recherchen stieß ich auch auf eine verblüffende Forschungserkenntnis des FBI. Man hat die Gehirnstruktur von Jägern verglichen mit denen von Serientätern. Sie ist identisch. Töten aus niederen Motiven scheint jene Grenze auszuschalten, die uns Menschen vom Monster unterscheidet. Egal ob Mensch oder Tier. Hier gibt es keine Unterschiede, keine Grenze, keine moralische Barriere mehr.

Kein leichter Stoff, aber verdammt intensiver Thrillerstoff, bei dessen Lektüre ich euch spannende Stunden wünsche. Wenn ihr nach der Lektüre mit anderen Gefühlen durch den Wald spaziert, vor allem wenn ihr euch in die Tanuswälder wagt, tja … 🙂

Laut meiner Leser ist Nymphenjäger übrigens der bislang heftigste Thriller der Reihe. Wer traut sich?
Die ersten vier Amatos im Überblick

1. Gebrannte Kinder
2. Götzenkinder
3. Verlorene Kinder
4. Nymphenjäger