Schubladen … denken
Nein, das ist nicht drin in diesem Artikel
… oder doch? Doch, es geht um falsche und richtige Schubladen. Und um das darüber nachdenken. Passt? Nicht ganz, ich habe bewusst eine falsche Erwartungshaltung geweckt. Der Zweck?
Ihr seid irritiert? Gut so 😉
Tatsache ist, was draufsteht, sollte auch drin sein. Oder es sollte zumindest eine positive Reaktion hervorrufen. Das kann ein Schmunzeln, ein Seufzen, oder ein Abwinken sein. Im besten Fall.
Alles legitim? Vorsicht, Glatteis
Wenn es um Produkte oder Bücher geht, muss drin sein, was Verpackung, Klappentext, Titel und Regal versprechen. Das Regal ist die Kategorie, und jetzt wird es buchstäblich eng. Denn hier tummeln sich womöglich schon recht viele Bücher der Konkurrenz und man könnte ja übersehen werden. Also, husch, husch, nach nebenan, in das Regal, wo es nicht ganz so eng ist. Sollen doch die Leser sortieren. Oder noch besser, blind zugreifen, das erhöht womöglich sogar die Umsätze, die Schar der treuen Anhänger, die Anzahl der guten Rezensionen.
Echt? Nö, falsch gedacht. Es irritiert einfach nur. Und es verärgert Leser und Kollegen, die zu Recht im Regal stehen und bieten was obendrauf steht.
Stopp!
Die falsche Kategorie ist Irreführung. Oder zumindest unbedacht. Nicht zu Ende gedacht. Falsche Schublade. Falsches Etikett. Verbraucher-Irreführung. Im Marketing ein Vergehen, das nicht ungeahndet bleibt.
Nehmen wir zum Beispiel Psychothriller. Ein Genre, das spezieller ist, als man glauben könnte, wenn man sich die dort sortierten Bücher ansieht. Da tummeln sich auch sehr oft Liebesromane, Horrorgeschichten bis hin zur Unterkategorie Splatter. Passt doch ungefähr, reicht nicht. Es irritiert den Psychothrillerleser, der zu Recht ganz bestimmte Erwartungen an Bücher dieses Genre hat.
Vor gut einem Jahr war das noch kein Problem. Da gab es bei Amazon noch nicht die Unterkategorie Psychothriller, also waren die Suchbegriffe die man eingab noch halbwegs brauchbar. Inzwischen sind die Unterkategorien begehrt, kann man doch durch ‚geschicktes Einsortieren‘ sichtbarer werden.
Aber passen Horrorgeschichten und Splatter auch zu den Psychothrillern, weil ein Psychopath das Blut spritzen lässt? Oder passt das nicht besser in die Kategorie Horror, wozu die Unterkategorie Splatter gehört?
Denke ich hier zu eng in Schubladen? Mag so ankommen. Aber letztendlich braucht es diese Schubladen, bzw. Kategorien, um Lesern eine Hilfe beim Suchen ihres Genre zu erleichtern. Und genau darum geht es. Um die Leser, um die Wertschätzung der Menschen, die unsere Bücher kaufen und lesen. Um einen Service, der schon beim Suchen und Finden beginnt. Das sind wir unseren Lesern ebenso schuldig wie ein perfektes Produkt. Denn sie bezahlen Geld dafür! Sie lesen unsere Bücher. Sie sind unsere Zielgruppe.
Apropos Zielgruppe. Wer Splatter liebt, sucht eher bei Horror als bei Psychothrillern. Das nur nebenbei ;-).
Fehlkauf bewusst in Kauf nehmen?
Was für die einen ein Schulterzucken sein mag, ist für Kunden weniger lustig. Das habe ich heute selbst erlebt. Ich habe gleich zwei Fehlkäufe aufgrund falscher Einsortierung getätigt. Das Erste war ein Fleischprodukt. Es stand in dem Regal, in dem ich sonst Soja-Erzeugnisse suche und finde. Ich habe es versehentlich mitgenommen und bezahlt. Beschwert habe ich mich nicht, (ist nicht so mein Ding, ebensowenig wie schlechte Wertungen) aber ich werde in diesem Geschäft nicht mehr einkaufen. Das Produkt? Ich kann damit nichts anfangen. Ich werde es verschenken oder in den Müll entsorgen. Konsumieren werde ich es garantiert nicht.
Auch das versehentlich erworbene Buch, das mir heute vorgegaukelt hat, ein Psychothriller zu sein, aber in Wahrheit ein Splatter ist, werde ich nicht lesen. Auch das ist nicht ‚mein Ding‘. Den Absender setze ich allerdings auf meine innere rote Einkaufsliste, die weitere Titel des Absenders sperrt. Ich möchte nicht in die Irre und erst recht nicht zu einem Fehlkauf verleitet werden. Und ihr?