Interview mit Jean Parker zu Götzenkinder

goetzenkinder.blogbanner1Heute endet unsere Blogtour zum Psychothriller Götzenkinder und meine Kollegin und Bloggerin Jean Parker hat mir einige interessante Fragen gestellt. Zum Teil musste ich ein ein wenig in mich hinein horchen für die Antworten. Nachlesbar im Original hier

Zu Beginn erstmal eine generelle Frage zu deiner Laufbahn als Autorin. Wie bist du zum Schreiben gekommen? Was treibt dich an zu schreiben?

Eigentlich schreibe ich schon immer. Zumindest war Schreiben auch schon vor Veröffentlichung meines ersten Psychothrillers mein Beruf. Ich habe Marketing mit Wahlfach Werbepsychologie studiert und war lange in großen Werbeagenturen als Texterin tätig. Später habe ich mich selbständig gemacht und es wurde etwas bunter. Neben Werbetexten schrieb ich sehr viele Publikationen für Unternehmen im Bereich Public Relations, aber auch Unternehmensdarstellungen, Broschüren, bis hin zu Fachbüchern. Daneben schrieb ich als als Ghostwriter für Dies und Das, für etliche Ratgeber, Guides und sogar Hörspiele, seinerzeit noch für CBS. In meiner klassischen Vita unterschlage ich das Meiste. Das war gestern.

Woher nimmst du deine Ideen?

Sie sind da. Eigentlich zu viele davon. Ideen sprießen bei mir ständig, angefüttert durch das Leben selbst.

Wie bist du auf die Themen aufmerksam geworden, die du in deinen Büchern „Gebrannte Kinder“ und „Götzenkinder“ aufgreifst? Liegen sie dir sehr am Herzen? Es sind schon sehr spezielle Themen finde ich, die oft als Tabu gesehen werden.

Grau1Bevor ich GEBRANNTE KINDER schrieb, hatte ich eine Vorstellung davon, welche Art von Büchern ich verfassen wollte. Psychothriller, klar, aber über Themen die mich berühren. Geplant war eine Trilogie, die sich mit Schlagzeilenthemen befasst, mit Themen, über die nach meiner Meinung oft zu einseitig berichtet wird.

Es ist doch so, dass man in dem ganzen Rausch an Horrorszenarien, die in den Nachrichten kalt verkündet werden, abstumpft. Eine schreckliche Meldung nach der Nächsten. Zack! Zurück zum Frühstücksbrötchen. Nächste Sensation.

Für mich ist das erschütternd und es macht mich wütend, wenn ich sehe, wie sensationslüstern so manches nur konsumiert wird.

Die Initialzündung für mein erstes Buch waren Nachrichten und Berichte, die sich mehr mit dem Schutz und den bürgerlichen Rechten von Tätern befassten, als mit den Opfern von Kindesmissbrauch. Kinder, die im Gegensatz zu den Tätern immer lebenslänglich bekommen. Sie sind gezeichnet, ihre Seelen gebrandmarkt.

Das Wort ‚unendlich’, oder ‚nie endend, war der Aufhänger für Gebrannte Kinder. Ich suchte und fand eine symbolische Entsprechung: das Unendlichkeitszeichen. Irgendwann schrieb ich etwa 20 Seiten, das waren zwei Kapitel. Ich ließ sie liegen, holte sie Tage später wieder hervor und überarbeitete sie. So entstand der Prolog für Gebrannte Kinder, der inzwischen noch als Auszug vorne steht und innerhalb der weiteren Story aufgelöst und zu Ende erzählt wird. Es ist die Geschichte von drei gebrannten Kindern, deren Schicksal auf fatale Weise miteinander verbunden bleibt.

hellthrill.2,99Auch das zweite Buchthema GÖTZENKINDER hat eine Vorgeschichte. Ich habe lange in und für die Beauty-Industrie gearbeitet. Als Texter, PR-Frau und Verfasserin etlicher Ratgeber und Presseartikel. Die Frage, die mich als tierliebende und tierschützende Person dabei umtrieb war, was passiert hinter dem schönen Schein, was geschieht bevor die wunderbaren Mittelchen in edlen Töpfen als Illussion für ewige Jugend und Schönheit verkauft werden? Teuer verkauft. Und was wäre, wenn jemand die Sehnsüchte in Einzelfällen krass ausnutzt? Was an sich schon paradox ist. Basierend auf den Sehnsüchten der Menschen werden längst Geschäfte in Milliardenhöhe gemacht. Für das Buch musste ich es also persönlicher und fassbarer umsetzen.

So schuf ich für meine Götzenkinder ein spezielles Szenario. Platziert in einem kleinen Ort bei Frankfurt. Götzenheim, abgeleitet von dem real existierenden Örtchen Götzenhain, stellt eine Art Mikrokosmos dar. Scheinbar. Aber nur auf den ersten Leseblick.

Möchtest du mit deinen Büchern eine Botschaft vermitteln?

Die Frage ist verfänglich. Deshalb lass sie mich ein wenig versetzt beantworten.

In erster Linie sind Thriller Unterhaltung. Sie werden gekauft von Lesern, die den Thrill suchen. Das ist die erste Pflicht, auch bei einem Psychothriller.

Was ich innerhalb dieses Rahmens und der „Pflicht“ verpacke, ist tatsächlich auch eine Botschaft. „Seht hinter das Verborgene.“ Oder drastischer: „hört auf blind zu glauben, was man euch vorsetzt, sauber aufbereitet unter vielen Deckmäntelchen.“

Manche nehmen das auf und an, andere suchen und entdecken nur den Thrill. Beides ist ganz in Ordnung für mich. Ich bin kein Prediger, kein Richter, ich will auch, dass der Leser Spielraum für Kopfkino und eigene Schlüsse hat. Ich lasse auch meine Protagonisten mit ihren Zweifeln und oft gebrochenen Charakteren in einem Zwischenbereich agieren, der nicht einfach Schwarz und Weiß ist. Das Leben hat nicht diese Teilung. Aber in erster Linie versuche ich, spannende Stories zu schreiben. Geschichten über Menschen, die man sonst kaum wahrnimmt, weil bereits die nächste, krassere Schlagzeile folgt.

Was mich nachdenklich macht ist eine Gruppe von potentiellen Lesern da draußen, die offen bekennt: „ich trau mich nicht deine Bücher zu lesen. Ich weiß zwar, dass da ganz viel im Argen ist, aber ich habe mit mir genug zu tun.“

Deshalb tut es mir nicht gut, über Botschaften nachzudenken. Ich schreibe nur die Bücher. Wer sie lesen mag, wird sie lesen. Gerne auch nur für spannende Stunden. Wenn ich das erreiche, habe ich was richtiggemacht.

Bist du auch in anderen Genres unterwegs oder schreibst du nur Thriller?

IMG_0829 Ja, es gibt auch andere Bücher von mir. Unter anderem etliche Ratgeber. Der letzte Ratgeber war ein unterhaltsamer Guide für Apple Jüngerinnen, die genau wie ich, normale Gebrauchsanweisungen zu tröge finden.

Ein schräger Krimi liegt auch auf dem Reißbrett. Vielleicht schiebe ich ihn nach Band drei dazwischen. Er ist eigentlich schon recht weit gediehen. Was es hingegen wahrscheinlich nie von mir geben wird, sind Liebesromane. Die lese ich selbst nur, wenn man mich erpresst, mich zwingt, mir alle andere Lektüre entzieht. Liebesszenen geraten bei mir so schräg, dass allenfalls die Lachmuskeln einen Orgasmus kriegen. Geht das überhaupt? Egal. Ist nicht meins.

Könntest du dir vorstellen zusammen mit einem anderen Autor/in ein Buch zu verfassen?

Es müsste schon verdammt gut menschlich und von der Schreibe her passen, dann vielleicht.

Mit welchem Ziel schreibst du? Was möchtest du mit dem Schreiben erreichen?

Zunächst einmal möchte ich meine recht komplexen Geschichten so schreiben, dass sie mir selbst das Gefühl geben, ich habe alles gegeben. Mehr geht nicht. Aber du meintest ein anderes Ziel, nehme ich an.

Ich will gute Bücher schreiben, die auch nach dem Lesekonsum vielleicht bei dem einen oder anderen nachhallen. Mit einem ähnlichen Gefühl, das ich habe, wenn mich ein Buch beeindruckt hat. Dann bin ich traurig, dass es zu Ende ist, und fühle mich wie ein Verräter, wenn ich sofort nach dem nächsten greife. Ich brauch etwas Zeit. Und ich will mich auch noch zwei Tage später erinnern können. Ob mir das gelingt, weiß ich nicht. Das entscheiden allein die Leser.

Hast du vielleicht noch einen Rat für angehende Autoren? Etwas, dass du ihnen mit auf den Weg geben möchtest?

 Ja. Schreibt. Schreibt jeden Tag. Auch hemmungslos. Und kümmert euch unterwegs nicht schon darum, wie es sich anfühlen könnte, bei einer Leserunde gefeiert zu werden, Millionär zu werden, auf der Straße angesprochen zu werden. Auch die Verfilmung des genialen Stoffs wird wohl eine Illusion bleiben J. Also, schön auf dem einfachen Teppich bleiben und das „Ding“ erst mal fertig schreiben. Und dann erst die bewusst nicht befreundeten und verwandten Testleser drüber schauen lassen.

Auch ganz erdend ist der Bewerbungsgang über Literaturagenturen, die das eigene Genre vertreten. Dazu muss man seine Geschichte auch von außen betrachten und als Exposee mit kurzem Klappentext und Leseprobe prüfen lassen. Im besten Fall geht ein Agent mit euch auf Verlagssuche und investiert in Vorlage tretend, seine Zeit. Wenn das der Fall ist, haben Schreibtalent und Plot Fachleute überzeugt. Ob Verlage das auch so sehen und Geld investieren, ist eine andere Frage.

Aber ich rate auch ab, das erstbeste „Werk“ ohne Lektorat, kritische Betaleser etc. selbst hastig zu veröffentlichen und Leser Richter spielen zu lassen. Ein schlechter Ruf ist nicht korrigierbar. Lasst euch und euren Geschichten mehr Reifezeit, bevor ihr es auf den Markt werft. Da draußen gibt es keinen Welpenschutz. Die oft gehörte und gelesene Ausrede, „es war mein erstes Buch, ich wollte es mal testen“, ist im Wettbewerb mit den vielen Büchern da draußen, fatal. Es sei denn, ihr seid wirklich ein Genie. Soll es ja auch geben ;-).

Apropos „Werk“. Nennt euren Erstling bloß nicht so. Man spricht allenfalls von einem Lebenswerk. Sagt lieber bescheiden Debüt oder Erstling dazu. Ich persönlich werde wohl nie dieses viel zu große Wort für meine Geschichten verwenden.

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